Das Unternehmen mit dem blau-gelben Logo und dem globalen Wiedererkennungswert ist wahrscheinlich für viele Fluch und Segen zugleich. Nennen wir es einfach beim Namen: Ich spreche vom Ikea Wahnsinn. Was so viel heisst wie verzweifelte Pärchen, müde Familienväter, wählerische Freundinnen oder schreiende Kinder. Du kennst diese Ikea Szenen sicherlich selbst, aber weil sie so bitterschön sind, fasse ich sie hier zusammen.
Zunächst zu meinem eigenen Ikea Verhalten: Die ersten zwei Kurven der Ausstellung finde ich noch spannend, ich schaue mich auch gerne und interessiert um. Danach erhöhe ich stetig das Tempo und konzentriere mich auf meine Besorgungen. Natürlich kann auch ich es dabei nicht vermeiden, eigentlich ungeplante Entdeckungen einzupacken.
Mein Trick um weniger Unnötiges einzukaufen: Starte niemals mit einem Einkaufswagen! Eine Plastiktüte, ein Bleistift und ein Zettel retten dich vor vielen Fehlkäufen.
Denn die Regel lautet: Alles, was nicht in die Tüte passt, ist mühsam im Transport, wird also schon einmal gedanklich aussortiert. Der Bleistift und der Zettel in der anderen Hand verhindern zudem, dass man überhaupt etwas näher anfassen kann.
Das Beste am Ikea Besuch ist allerdings das Beobachten aller anderen, vor allem dann, wenn man mit den eigenen Nerven bereits am Ende ist und sich folgende Szenarien abwechselnd wiederholen:
- Der verzweifelte Partner: Ich möchte diese Beobachtung nicht nur auf die Frauenwelt abwälzen, Tatsache ist, es wurden schon viele Kriege in der Wohnzimmerabteilung von Ikea geführt. Während sich die Spezies Mann auf ein Sofa der ersten Wahl niederlässt und innerlich betet, der Aufenthalt möge so schnell als möglich vorbeigehen, hört man die weibliche Begleiterin fleissig auf den Partner einreden. Das Szenario endet meist mit einer genervten Frau, die das Weite sucht und einem niedergeschlagenen Mann, der noch etwas auf dem Sofa sitzen bleibt. Schachmatt!
- Mit Kind und Kegel: Grossfamilien verstreuen sich gerne über die verschiedensten Abteilungen, kommuniziert wird kreuz und quer durch die Gänge hindurch und Kinder küren WC-Bürsten kurzerhand zu Schwertern. Selbst ganze Regale sind hautnah neben mir zusammengekracht, weil Drillinge das Schimpansen-Spiel ausprobiert haben. Besonders amüsant, finde ich dann immer diejenigen Eltern, die ohne mit den Wimpern zu zucken alles liegen lassen und in Ruhe das Weite suchen.
- Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln angereiste, zielstrebige Singles: Einzelhaushalte zeichnen sich durch Folgendes aus: Sie haben eine Liste in der Hand, kaufen nur das Nötigste ein und rasen einmal im Schnelltempo durch den Laden. Alles, was eingepackt wird, muss schliesslich von Muskelkraft und in den öffentlichen Verkehrsmitteln wieder zurücktransportiert werden. Ein schwieriges Unterfangen, das meinen grössten Respekt verdient hat.
- Beratung benötigt: Ausgiebige Beratung ist etwas Tolles, insbesondere wenn man an fünfter Stelle in der Warteschleife hängt, und wartet, bis ein Berater frei ist, bei dem man das Gestell mit dem unaussprechlichen Namen bestellen kann. Just in dem Moment taucht ein besonders hilfloses Exemplar auf und hätte gerne intensive Informationen über jedes einzelne ausgestellte Modell. Ich bewundere jeweils dann die Geduld der Mitarbeiter vor Ort. Wie du ja weisst, übe ich mich selbst noch in dieser Disziplin.
- WG-Studenten: Plan- und vor allem orientierungslos macht sich diese Spezies auf in den Ikea Kampf. Bereits nach wenigen Minuten ist der Wagen randvoll gefüllt, das Steuern wird unmöglich und so ist es nicht weiter erstaunlich, kracht die Gruppe in jede zweite Ausstellungsinsel und sorgt wahlweise für Unterhaltung oder genervte Mitmenschen. Bei der Kasse trifft man sie wieder, dann meist in der Schlange für maximal 15 Artikel oder am Kundendienst, weil sie das falsche Bettgestell eingepackt haben.
- Der Hot-Dog Wettesser: Ich bin ehrlich, auch ich freue mich immer auf die Essensabteilung ganz zum Schluss und muss auch weiter zugeben, dass wir auch nur schon wegen den Hot Dogs zum Schweden gefahren sind. Mittlerweile finde ich aber die meist männlichen Exemplare lustig, die sich dort gefühlte drei Stunden mit Cola und Hot Dog verkriechen. Ist wahrscheinlich besser so!
- Die Durchsage: Mindestens zweimal während meinem Ikea Besuch höre ich jeweils eine solche oder ähnliche Durchsage: «Die Mutter von Damian wird gebeten, sich sofort beim Kinderparadies einzufinden!» In diesem Moment interessiert es mich brennend, was im Kinderparadies vorgefallen ist. Wurde jemand entführt? Oder wurde Damian vergessen? Eines weiss ich aber mit Sicherheit, es werden nicht nur Kleinkinder von ihren Müttern ausgerufen …
ARD hat IKEA auf Stress und Fairness getestet. Auch „lustig“ http://www.daserste.de/information/ratgeber-service/markencheck/markencheck/sendungen-neu/ikea-check-102.html
Vielen Dank, liebe Nicole. Ja Ikea ist eine weitere Grossmarke, welche einiges besser machen könnte.